Billbee schmeißt kleine Händler raus – Warenwirtschaftssystem vervielfacht Preise für die Hauptzielgruppe

Billbee, die Cloudlösung für Auftragsabwicklung, Warenwirtschaft und Automatisierung hat sich dazu entschieden, kleinen Unternehmern das Leben schwer zu machen. Billbee war dafür bekannt, im Gegensatz zur Konkurrenz besonders preiswert zu sein. Jeder konnte sich die Dienstleistung leisten, da ein Auftrag lediglich 7 Cent kostete. Bei 39€ kam freundlicherweise sogar ein Kostenairbag zum Einsatz. Einige Features wie z.B. häufigere Synchronisation mit den Schnittstellen kostete extra.

Nun wurde kürzlich ein neues „All Inclusive Pricing“ angekündigt, welches über eine wilde Formel berechnet wird, die besonders die kleinen Händler angreift. Die Kosten bei 5 Bestellungen im Monat wurden verzehnfacht (3€ statt 0,35€). Sogar bei 100 Bestellungen fällt einem eine Preiserhöhung von mehr als 300% auf (24,18€ statt 7€). Das ist schon krass.

Doch was sind die Gründe für die undurchdachte Händlerbestrafung? Im Blogpost (Nofollow Link da ich miserable Businessentscheidungen nicht mit SEO Boost belohnen möchte) steht geschrieben, dass bei kleinen Nutzern der Support unwirtschaftlich teuer ist. Das kann sehr gut sein. Warum bietet Billbee dann nicht einfach ein schönes Community-Supportforum an, in welchem man sich austauschen kann? Das gibt gutes Suchmaschinenfutter und tatsächlicher, professioneller Support von Billbee selbst darf gerne was kosten. Billbee Premium oder so.

Stattdessen bekommen die Kleinunternehmer im „All Inclusive Pricing“ nun lauter Quatsch:
– Keine Kosten für Mitarbeiter mehr (Einzelunternehmer haben keine Mitarbeiter, surprise)
– Keine Kosten für zusätzliche Kanäle oder Versanddienstleister mehr (Unnötig, die Basisanbindungen haben gereicht)
– Keine Kosten für die API mehr (Braucht man normalerweise nicht)
– Kein separates Pricing für den Bestandsabgleich mehr (War eh nicht teuer)
– Kein Branding auf den Auftragsdokumenten für kleinere Nutzer mehr (Tat nicht weh)
– Keinen bezahlten Bildspeicher mehr (Kleine Händler haben nicht Gigabyteweise Bilder)
– Premium Support-Versprechen (Nicht nötig)

Ein weiterer Grund für die Billbee-Kostenanpassung: „Sehr große Nutzer“. Das Management scheint festgestellt zu haben, dass 39€ (Kostenairbag) für hunderttausende Bestellungsabwicklungen von großen Verkäufern zu günstig ist. Herzlichen Glückwunsch zu diesem Geistesblitz. Warum entfernt man da nicht einfach den Kostenairbag? Ok, 7.000€ für 100.000 Bestellungen ist vielleicht etwas teuer. Da könnte man aber einfach die Kosten pro Auftrag bei gewissen Grenzüberschritten heruntersetzen.

Wie erklärt sich das Ganze nun? Vermutlich Geldgeilheit, welche bei gewinnorientierten Unternehmen zugegebenermaßen nicht allzu selten anzutreffen ist. Mit den vorherigen Preisen waren unendlich viele Bestellungen für 39€ möglich. Jetzt bekommt man zu diesem Preis nur noch 230 Bestellungen. Es werden also zumindest nicht nur die Kleinen Hops genommen, die großen auch.

Die neue Preisstruktur war übrigens schon lange vor der traurigen Ankündigung öffentlich einsehbar. Es gab eine komische Seite, die lediglich über die Google-Suche auffindbar war. Auf dieser Seite wurde die Berechnung angezeigt. Ich habe sie aber ignoriert, da ich dachte es wäre nur eine Testseite. Die Berechnung war so absurd teuer, es hätte ein Bug sein können – Jetzt ist sie Realität.

Beim oben verlinkten Blogpost haben sich natürlich jede Menge Unternehmer in den Kommentaren beschwert. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass längst nicht alle kritischen Kommentare freigeschaltet wurden (Obwohl sie konstruktiv waren). Klar, man will sich ja nicht ans eigene Bein pinkeln 😀